Eine Tour durch Oaxaca
Aus Puebla, der Hauptstadt Pueblas geht es für uns weiter nach Oaxaca, der Hauptstadt Oaxacas. Jawoll, wir sind richtige Landeshauptstadtreisende. Auf den ersten Blick kam uns Oaxaca vor wie ein zu heiß gewaschenes Puebla, auch hier gibt es wunderschöne Kolonialbauten und auch hier spielt die Musik auf dem zentral gelegenem Zocalo. Hier ist diese Redewendung allerdings etwas wörtlicher zu nehmen, denn hier spielt tatsächlich jeden Abend eine Band, sogar unter der Woche. Der erste Tag in Oaxaca beginnt mit einer Tour. Morgens um 9 geht’s los und irgendwann gegen 6 ist man wieder in der Stadt, hört sich doch gut an. Auf dem Tagesprogramm stehen: ein dicker Baum, eine Ruine, ein Besuch in einer Weberei, ein Besuch in einer Mezcal-Fabrik, ein all-you-can-eat Restaurant und zu guter letzt ein Besuch trockener Wasserfälle. Ihr seht es gibt viel zu sehen in und um Oaxaca.
Im Bus erwartete uns auch schon direkt die erste Überraschung, 10 Minuten nach uns stiegen Ben und Sera ein. Ben und Sera sind die beiden Australier, mit denen wir schon in Valladolid zwei Tage verbrachten. In Valladolid hatten wir uns dazu entschieden nach Mexico City zu fliegen und von dort runter zu reisen. Die beiden haben genau diesen Weg nach Mexico City noch vor sich, haben allerdings das was noch vor uns liegt schon hinter sich. Wir tauschen uns also aus was man sich wo angucken sollte, wo man am besten essen geht und welches Hostel ggf empfohlen werden kann. Ein nettes Wiedersehen und praktisch noch dazu.
Der dickste Baum der Welt
Erster Stop auf unserem Tagestrip ist der Árbol del Tule (zu deutsch Baum von Tule) dieser Baum soll mit 14 Metern Stammdurchmesser der dickste der Welt sein. Irgendwie haben es uns die dicksten Dinge der Welt angetan, mal sehen was da noch so kommt. Der Baum soll jetzt ca 1400 Jahre alt sein (laut Guide waren es locker 2000), hat es allerdings erst auf 41 Meter Höhe gebracht. Anscheinend geht nur eins, breit oder hoch, irgendwann muss man sich da wohl entscheiden.
Die Ruinen von Mitla
Weiter geht es Richtung Mitla. In Mitla stehen einige gut erhaltene Ruinen, diesmal sind es keine Maya-Ruinen sondern aztekische. Anders als bei den Maya gibt es hier keine Pyramiden, dafür aber reichlich verzierte begehbare (überirdisch und unterirdisch) viereckige Gebäude. Interessant, allerdings für meinen Geschmack nicht halb so spannend wie die Maya-Ruinen.
Die Weber-Familien von Oaxaca
Die Bergdörfer in Oaxaca sind bekannt für Ihre Webkünste, hier gibt es nahezu alles gewebt: Taschen, Gürtel und natürlich Teppiche. Ein Besuch einer klassischen Weberei war also Pflicht. Auf der Fahrt hörte sich das zusammengefasst so an: „In den Bergen leben über 1000 Familien und alle Familienmitglieder sind Weber. Die Weberfamilien sind sehr arm, die Kinder müssen teilweise Stunden laufen um zur Schule zu kommen – aber sie machen die besten gewebten Produkte der Welt. Wir besichtigen auf dieser Tour jeden Tag eine andere Familie.“ Auf dem doch recht herrschaftlichen Grundstück der heutigen Familie standen dann ganze 3 Webstühle, von denen einer funktionierte um uns zu zeigen wie gewebt wird und dass ein Teppich in der Produktion schonmal 2 Wochen bei einem 8 Stunden Tag dauern würde. Außerdem stand dort ein Spinnrad, und es wurde erklärt wie die Stoffe mit natürlichen Farben eingefärbt werden. Das war die für mich einzig interessante Information bei diesem Stop. Ein sattes Karmin-Rot wird zum Beispiel aus zermalenen Cochenilleschildläusen gewonnen, ein helles Orange entsteht unter Zugabe von Zitronensäure und den grünen Farbstoff liefert Moos. Nach ca 10 Minuten erklären, wie so ein Teppich gefärbt und gewebt wird ging der Besuch fröhlich über zu einer Verkaufsveranstaltung. Die 8 „Familienmitglieder“ waren alle ganz bemüht irgendwas an den Mann zu bringen. Nina interessierte sich für einen Gürtel – läppische 600 Pesos, also nur 35 € wollten sie dafür. Glücklicherweise haben wir ihn nicht gekauft – in Oaxaca auf dem Markt gab es exakt die gleichen für 100-120 Pesos. Wir kauften also mal wieder nichts, allerdings sind wieder einmal ganz viele Touris schwach geworden, weil es ja wirklich alles Handarbeit und wirklich alles unter schlimmsten Bedingungen hergestellt worden ist. Natürlich ist man davon überzeugt, auch wenn man es gar nicht sieht. Da könnte ich mich ja aufregen …
Die Mezcal-Fabrik
Zur Beruhigung geht es erstmal weiter in die Mezcal-Fabrik. Fabrik … zwinker zwinker … hier liegen zwar einige die großen Agave-Früchte auf dem Hof, unter einem Dach steht sogar ein Pferd, welches einen Stein antreiben kann um den Saft aus der Frucht zu pressen, aber produziert wird hier genau wie in der Weberei rein gar nichts. Wenn ihr mal in Mexico seit lohnt es sich nicht eine Mezcal-Fabrik zu besichtigen wenn ihr euch vorher schon eine Tequila-Fabrik angesehen habt und umgekehrt. Hier passiert genau das gleiche weil genau das gleiche hergestellt wird, nur die Orte sind andere. Der Prozess läuft im wesentlichen so: Die Frucht der Agave (wächst unterirdisch, kann alle 7 Jahre geerntet werden und wiegt bis zu 150 kg) wird geräuchert bzw gedünstet. Anschließend wird sie in kleine Stückchen gehackt (auf den Fabriktouren geschieht das natürlich noch mit einer Machete), diese Stückchen werden in Fässer gefüllt und in der Sonne gelagert, alles darf etwas gären, anschließend wird der Saft ausgepresst (das macht natürlich ein Pferd oder ein Esel). Anschließend wird noch 4 mal destilliert und fertig ist der Tequila bzw der Mezcal. Hinterher darf man noch fröhlich probieren und natürlich kann man auch hier fleißig kaufen und das obwohl es keine Abfüllanlage gibt. Ich bin dann aber auch immer so…
“Das kochende Wasser”
Nach ein bisschen Mezcal steht erstmal Essen auf dem Programm, es geht (das gehört zur Tour und konnte nicht umgangen werden) in ein all-you-can-eat Restaurant mit allerlei mexikanischer Spezialitäten. Es macht für Backpacker keinen Sinn in Mexico ein all-you-can-eat Restaurant zu besuchen, für 130 Pesos kann man sich an den kleinen Straßenständen 4 mal sattessen.
Nach dem Essen steht eine gute Stunde Fahrt auf dem Programm, bis wir schließlich Hierve el Agua (das kochende Wasser) erreichen. Auch wenn das Wasser nicht wirklich kocht (es ist nicht warm) scheint es nur so aus dem Fels heraus zu sprudeln, über die zeit haben sich hier Becken gebildet, man kann Schwimmen oder einfach so die Aussicht und das Wasser genießen. Wenn man ca 15 Minuten Fußmarsch in kauf nimmt ist es auch möglich sich die etwas im Hintergrund liegenden großen trockenen Wasserfälle ansehen. Hier könnte man locker 2-3 Stunden verbringen, leider sieht unser Zeitplan nur 40 Minuten vor und so machen wir uns viel zu schnell wieder auf den Rückweg.
Markt-Tag in Oaxaca
Den nächsten Tag in Oaxaca verbringen wir nochmals mit den beiden Australiern, wir spazieren durch die Stadt, gehen etwas außerhalb auf einem Markt furchtbar lecker essen und wundern uns über die große Auswahl an allerlei Markenprodukten. Produktpiraterie ist in Mexiko inzwischen ein ebenso großer Markt wie der Drogenschmuggel. Wenn man das weiß verwundert es einen auch gar nicht mehr so, dass hier alle (wirklich alle) in Markenklamotten herumlaufen – es gibt schlicht und einfach nichts billigeres. Polos von Hollister, Abercombie&Fitch oder Ralph Lauren gibt es hier für 50 Pesos umgerechnet also 2,80 €, hippe Casios gibt es für 8 € und selbst die neusten Kinofilme kann man sich hier für unter 2 € an jeder Straßenecke kaufen. Für die Australier ist das nochmal eine ganz andere Nummer, kostet bei denen doch wohl alles nochmals gute 20-30% mehr als in Deutschland, außerdem ist es ihre letzte Woche, da kann man auch mal zuschlagen. Da es für uns noch ein bisschen weiter geht kaufen wir mal wieder nichts und reisen mit leichtem Gepäck Richtung Pazifikküste.
<3
Hach, das kochende Wassder sieht ja herrlich aus!
Hallo,
Ich habe bisher nur gutes über Oaxaca gehört und hoffe auch mal die Gelegenheit zu haben dorthin zu kommen. Falls ihr noch weitere Inspirationen über Mexico sucht besucht doch mal meinen Blog.
Lg und eine tolle Zeit noch,
Catherine
Hallo Catherine,
ja Oaxaca ist wirklich schön und eine Reise wert! Und wenn ich so durch deine Seite scroll möchte ich am liebsten direkt wieder zurück nach Holbox :) So schön …
Liebe Grüße aus Panama,
Nina