Sydney … ohne Australien
Sydney sollte der Start eines großen, neuen Abschnitts unserer Reise werden – unseres Road Trips durch Australien. Irgendwie hatten wir uns das alles schön vorgestellt und irgendwie ist es dann alles anders verlaufen. Glücklicherweise konnten wir unsere Pläne noch während der Autokaufgeschichte ändern und haben entschieden Australien dann eben ein andern mal, nach dieser großen Reise zu erkunden. Für heute geht es also um Sydney und nur um Sydney …
Sydney, was wissen wir eigentlich von dir? Hier gibt es das wohl berühmteste Opernhaus der Welt, die haben Strände, Sydney ist irgendwann im 18. Jahrhundert gegründet worden und damit verhältnismäßig jung. Schluss, Ende, Aus. Mehr weiss ich nicht. Irgendwie erschreckend, nicht wahr? Da reist man um die ganze Welt und so wirkliche Erwartungen was man wo unbedingt sehen möchte hat man gar nicht. Ich jedenfalls nicht. Ich lass mich ja eh lieber treiben, das eigentliche Planen ist eher Ninas Part. Klappt ja auch wie man sieht ganz gut …
Ankunft in Sydney
Fest entschlossen ein Auto zu kaufen und damit das Land zu erkunden hatten wir uns schon vor unser Ankunft einen Platz auf dem Lane Cove Tourist Park Campingplatz gesichert. Obwohl die Fahrt vom Flughafen mit der Metro eine gute Stunde dauerte, war diese Unterkunft für eine Organisationswoche noch immer verhältnismäßig teuer. 36$ pro Nacht ist verglichen mit knapp 50$ in einem Hostel (direkt in der Stadt) zwar keine riesige Ersparnis, aber bei einer Woche läppert sich ja einiges zusammen also war es uns den weiteren Weg wert.
Nach den Campingerlebnissen auf Hawaii hatten wir keine wirklichen Erwartungen an den Platz, durften aber direkt nach unser Ankunft feststellen, dass man Hawaii und Sydney campingplatztechnisch überhaupt nicht vergleichen konnte. In der warmen Abendsonne saßen etliche Kakadus direkt neben unserem Zelt, bunte Loris versuchten Brot zu stibitzen … Zu späterer Stunde konnten wir hier nicht bloß Opossums beobachten auch riesige Flughunde die kreischend über den Platz flogen ließen die Millionenstadt Sydney unglaublich weit entfernt wirken. Zur Abwechslung gab es auch mal wieder eine richtig gut ausgestattete Küche, einen BBQ-Grill und Duschen mit Glastüren. Wenn wir wieder in Sydney sind wissen wir wo wir schlafen.
Die ersten 3 Tage in Sydney verbrachten wir gar nicht so wirklich in Sydney, sondern in der Bahn. Sydney ist riesig und unser Fahrzeugsuche führte uns von einem Ende zum anderen – sicherlich nicht die schönste Beschäftigung, aber ganz gut um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Bankenviertel hier, Künstlerviertel daneben, weiter hinten liegt Chinatown und daneben haben wir Little Italy, ich finde es ja noch immer faszinierend, wie sehr man in einer Millionenstadt wie Sydney innerhalb von wenigen Tagen einen Überblick bekommt was wo ist und wie die ganze Stadt zusammenhängt, selbst wenn man (wie ich) keinen einzigen Straßennamen kennt.
Das Opernhaus
Fangen wir mit dem Opernhaus an. Jeder kennt es, das muss man mal gesehen haben. Schon am Flughafen gibt es Pläne die interessierten Touristen wissen lassen wie sie schnellstmöglich zum Opernhaus gelangen. Um das Opernhaus hat sich wie um wohl kein zweites Bauwerk in der Stadt eine ganze Tourismusindustrie aufgebaut, hier kann man essen gehen, von hier aus starten Hafenrundfahrten, man kann in den Sonnenuntergang segeln oder mit dem Schnellboot durch das Hafenbecken düsen. Oder aber man lässt dies alles, so wie wir. Den Blick vom Wasser auf die Brücke kann man nämlich auch genießen wenn man sich in eine der städtischen Fähren setzt. In den meisten Tages- bzw. Wochenpässen für die Bahn sind diese inklusive.
Ich könnte jetzt von architektonischer Schönheit schreiben und davon, wie schön die dänischen Fliesen das Sonnenlicht reflektieren, davon dass sie viel kleiner sind als ich gedacht habe und davon wie sie sich anfühlen. Ich schreibe aber lieber: Jeder kennt es, das muss man mal gesehen haben, also live und in Farbe. Das Gebäude und wahrscheinlich auch die erwähnte Tourismusindustrie im näheren Umfeld haben ihren eigenen Reiz. Dadurch, dass wir knapp 2 Wochen hier waren haben wir das Opernhaus natürlich mehr als nur einmal gesehen – ein schönes Gebäude in einer schönen Stadt.
Angeber-Wissen zum Opernhaus?
– Das Preisgeld für Jørn Utzon den Architekten, dessen Design sich gegen 232 andere durchgesetzt hatte betrug 5000₤.
– Mit 102mio₤ war das Opernhaus 14,5mal so teuer wie angenommen. (Da hat der BER prozentual gesehen also noch ein bisschen Luft)
– Arnold Schwarzenegger wurde hier 1980 Mr Olympia.
Stadtrundfahrt durch Sydney
Ja, wir haben eine Stadtrundfahrt gemacht. So richtig im roten Doppeldecker ohne Dach und mit alten Leuten. Für über 40$ p.P. hätten wir uns diese 90 Minuten natürlich niemals gegönnt, hätten wir die Tickets nicht geschenkt bekommen. So wurden wir bei bestem Wetter einmal durch die Stadt gefahren, es gab ein paar Geschichten zu einigen Gebäuden, zu Parks und zu berühmten Persönlichkeiten. interessant oder nicht? Oder nicht! Ich will ja nicht meckern, immerhin haben wir die Fahrt wie bereits gesagt nicht bezahlt so wirklich pralle fand ich es aber dennoch nicht. Das kann natürlich daran gelegen haben, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon eine Woche in der Stadt waren und vieles schon gesehen hatten oder einfach daran, dass mir menschliche Reiseführer, denen man auch mal eine Frage stellen kann, bzw. nochmals nachfragen kann wenn man etwas nicht verstanden hat lieber sind als eine CD. Immerhin haben wir den Altersdurchschnitt im Bus um gute 20 Jahre gesenkt und das ist doch auch was gutes.
Pop to Popism
Nachdem der letzte Museumsbesuch in Chicago schon eine ganze Weile zurück lag, weil Pop Art eine Kunstrichtung ist, die Nina sehr interessiert und weil in ganz Sydney Werbung für diese Ausstellung gemacht wurde ging es mal wieder in ein Museum. Pop Art, die rebellische Kunstform der 50er Jahre. Was soll ich sagen? Fand ich gut, also nicht alles aber vieles.
Erkenntnis des Tages – ja ich finde es vermehrt wichtig Erkenntnisse aus Erlebnissen zu ziehen – Museen machen mir viel mehr Spass wenn man sich bloß eine Ausstellung und nicht das gesamte Museum vornimmt. Der Kopf ist nicht überfüllt und man weiss vom Anfang bis zum Ende was auf einen zukommt. Finde ich gut, das machen wir jetzt immer so. Lieblingskünstler heute? Roy Lichtenstein.
The Rocks und Village Bizarre
Direkt neben dem Opernhaus liegt das alte, heute historische, Hafenviertel Sydneys. Die alten roten Backsteinhäuser und eine junge Moderne Kunstszene erinnerten uns an Hamburg und waren direkt sympathisch. Während unserer Zeit in Sydney fand hier jedes Wochenende unter dem Motto “Village Bizarre” ein Kunst- und Straßenfest statt. Jeden Freitag mit beginn der Dämmerung wurde auf mehreren Bühnen für musikalische Abwechslung gesorgt während man sich in den Straßen an Kunsthandwerksständen und Fressbuden verwöhnen lassen konnte. Fast wie Hamburg, nur in warm :)
Kunst am Bondi Beach
Raus aus der Stadt, ab zum Strand. In Sydney heißt raus aus der Stadt zwar nicht wirklich raus aus der Stadt, sondern eher raus an das andere Ende der Stadt aber immerhin Strand. Nicht irgendein Strand, keine 30 Minuten Bahnfahrt außerhalb des Zentrums liegt mit Bondi Beach einer der berühmtesten Surf- und Badestrände des Landes. An unserem ersten Besuch am Bondi Beach hatten wir traumhaftes Strandwetter, es war Sonntag und zu allem Überfluss endete auch noch eine Kunstausstellung – kurzum es war voll, sehr voll.
Während die meisten Einheimischen sich am Strand von einer Seite auf die andere drehten, Surfer elegant durch die Wellen glitten und das Meer zum Baden einlud entschieden wir uns dazu an der Promenade entlang zu laufen und uns besagte Kunstausstellung anzusehen. “Sculptures by the Sea” verband Bondi Beach und den nahegelegenen Tamarama Beach. Leider liefen wir fast durchgängig in einer nicht enden wollenden Menschenschlange, interessant war die Ausstellung dennoch.
Einen wirklichen Strandtag haben wir auch nie nachgeholt – Strände sind ja auch überall gleich und ich bin wie bereits erwähnt immer so furchtbar schnell gelangweilt vom Nichtstun.
An unserem vorletzten Tag in Sydney ging es denn schon einmal für uns zum Flughafen. Maurice und Nadine hatten einen 8stündigen Aufenthalt in Sydney auf ihrem Weg von Bali nach Neuseeland – was für ein schöner Zufall für ein verfrühtes Wiedersehen! Die viel zu kurze Zeit verbrachten wir am Bondi Beach wo wir Nadines Geburtstag mit einem Christstollen nachfeierten. Abends hieß es dann Abschiednehmen für die nächsten 4 Wochen denn dann sehen wir uns in Wellington, Neuseeland!
Nach 2 Wochen von denen wir eine damit verbracht haben festzustellen, dass wir Australien separat von dieser Reise bereisen, kennen wir uns in Sydney bei Weitem noch nicht aus, was wir gesehen haben reicht aber um sagen zu können: Sydney, du schöne Stadt, wir freuen uns auf nächstes Mal.
Und so sollte Sydney der Start eines ganz anderen großen Abschnitts unserer Reise werden – Auf nach Neuseeland!