Wo die Dinos Murmeln spielten …

Valle de la Luna & Talampaya

Nach 9 Nächten in Mendoza ist es auch für uns Zeit zum Weiterziehen und so geht es mit dem Bus nach San Juan, von dort nehmen wir einen weiteren Bus nach San Agustin und von dort schauen wir weiter. So der Plan!

Von Siegen und Verlusten …

Bis nach San Juan klappt auch alles ganz hervorragend, wir erreichend San Juan pünktlich und uns bleibt noch etwa eine Stunde bis der Bus nach San Agustin geht. Super, dieses zuverlässige Busnetz in Argentinien. Zum Mittag setzen wir uns in ein kleines Lokal am Bahnhof, es ist gerade 13 Uhr und dementsprechend voll, außerdem startet gerade das Spiel Argentinien gegen die Schweiz. Weil wir nur noch eine halbe Stunde haben und das Lokal wirklich recht voll ist entscheiden wir uns dagegen was zu essen und gehen ohne etwas bestellt zu haben. Inzwischen ist es 13:10 Uhr und wir entscheiden uns dazu uns schonmal an den angegeben Terminal zu stellen. Als ich nochmals auf die Tickets schaue um auch wirklich sicher zu gehen, dass wir richtig sind fällt mir auf, dass auf einem der beiden Tickets die Abfahrtszeit von 13:30 Uhr in 15:30 Uhr geändert wurde. Etwas verdutzt machen wir uns auf zum Schalter. Dort wird uns bei stetigem Blick auf den kleinen Fernseher erklärt, dass heute doch Argentinien spielt und der Bus selbstverständlich erst losfahren würde, wenn das Spiel vorbei wäre. Ist ja wohl logisch, dass man nicht Bus fährt, wenn die Nationalmannschaft spielt.

Mit unseren 2 frisch dazugewonnen Stunden setzen wir uns also in ein nahegelegenes Café, bestellen die inzwischen obligatorische Mozzarella-Pizza und schauen das Spiel. Argentinien schafft es auch gegen die Schweiz bis in die Verlängerung und so machen wir uns nach den regulären 90 Minuten auf den Weg zurück zum Busbahnhof. Nina fällt unterwegs auf, dass sie ihre liebgewonnene Fleecejacke irgendwo liegenlassen haben muss, alle Nachfrage im eingangs erwähnten Restaurant und auch die Suchaktion im Busterminal bleiben allerdings ergebnislos. Wir verzeichnen an diesem Tag also den bisher herbsten Verlust auf der gesamten Reise.

Glücklicherweise schießt Argentinien in der 120. Minute den Siegtreffer, sodass wir gegen 15:45 Uhr unsere knapp vierstündige Reise bis nach San Agustin antreten können. In San Agustin angekommen lernen wir Emilie kennen, eine Französin auf Durchreise, sie hat noch kein Hostel und weil es inzwischen dunkel ist entscheidet sie sich dazu die 2 vertrauenserweckenden Deutschen zu fragen, ob sie mit in unser Hostel kommen könnte. Zu unser Überraschung tauchte keine 30 Sekunden später ein junger Mann mit Schild in der Hand auf: “Nina Kluge”. Jawoll, wir werden endlich einmal standardgemäß in Empfang genommen. Rein in den Van und los gehts. San Agustin ist eine kleine Stadt und so brauchen wir nur 5 Minuten bis zum Hostel. Auf dem Weg wurde uns alles Wichtige gezeigt: „Hier ist der Supermarkt, hier die Bank, da die Touriinfo und hier gibt es das beste Essen…“ Außerdem ist es in San Agustin Tags und Nachts total sicher. Darauf war Fernando (so hieß unser Fahrer/Hostelbesitzer) sichtlich stolz, immerhin wiederholte er es mindestens 3 Mal in den 5 Minuten.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, buchten wir über Ihn noch einen Ausflug in das nahegelegene “Valle de La Luna”. Obwohl wir früh los wollten überzeugte er uns doch die Nachmittags-Tour zu nehmen, schließlich sei dann das Licht viel schöner und die Fotos würden dadurch auch viel beneidenswerter. Gut, er wird es wohl wissen und außerdem hatten wir Hunger. Nach einer kurzen Runde durch die Stadt und mit der obligatorischen Flasche Wein stellten wir fest, dass Emilie die selbe Route im Kopf hatte wie wir und so entschieden wir, dass wir doch bis auf Weiteres gemeinsam reisen.

San Agustin

Am ersten Tag begrüßt uns San Agustin mit bestem argentinischem Wetter und so starten wir den Tag in Begleitung von 2 Hunden bei einer Wanderung um den, zur Bewässerung San Agustins angelegten, Stausee. Etwa zweieinhalb Stunden geht es durch wunderschöne Natur, inklusive riesiger Kakteen und wunderschöner Aussicht. Die Hunde verfolgen uns bis zurück in die Stadt wo sie wie letztes Mal in Carhue spurlos verschwinden. Wahrscheinlich arbeiten sie wie Señor Perro als ehrenamtliche Touristenführer.

Valle de la Luna

Nicht ehrenamtlich dafür aber mit dem Auto arbeitet Fernando, er fährt uns wie abgemacht gegen Mittag die 70 km bis zum Valle de La Luna. Eigentlich heißt es gar nicht Valle de La Luna sondern Ischigualasto, weil das aber niemand aussprechen mag und weil sich Valle de La Luna viel mystischer anhört versteht man hier beides. Das Valle de La Luna verdankt seinen Namen der extremen Trockenheit, die das gesamte Gebiet aussehen lässt wie eine Mondlandschaft. Da man den Park leider nur unter Aufsicht eines Rangers betreten befahren darf machen wir uns in einem Konvoi von 5 Autos auf den Weg den Park zu erkunden. Den ersten Stop machen wir bereits nach ca 5 Minuten an einem Felsen den die Ranger liebevoll „der Wurm“ nennen. Das er überhaupt einen Namen hat wundert mich, sieht er doch einfach aus wie ein gewöhnlicher Felsen, allerdings mit einer kleinen Besonderheit. An dem Wurm lassen sich wunderbar einzelne Schichten erkennen, von hell bis dunkel und von fein bis grob ist alles dabei. Unsere Rangerin erklärt uns wie alt einzelnen Schichten in etwa sind und in welcher Epoche hier die meisten Dinosaurier lebten.

Weiter geht’s zum Moon Valley, dem Teil des Parks der dafür verantwortlich ist, dass man ihn Valle de La Luna nennt. Was wir sehen erinnert mich im ersten Moment an eine Kiesgrube, auf den zweiten hat das Moon Valley dann aber doch Ähnlichkeit mit der Mondoberfläche. Früher war diese „Mondlandschaft“ wohl mal ein See und deshalb wurden hier auch die meisten Dinofossilien gefunden (wir sehen leider keine mehr) gut, dass es unsere Tour noch weiter geht.

Nach ca 15 Minuten Fahrzeit steigen wir erneut aus und spazieren durch eine diesmal für mein Empfinden viel mehr nach Mond aussehenden Landschaft (mit Sträuchern und Büschen versteht sich) zum Cancha de Bochas. Dieses Feld (welches ich mir im Übrigen viel größer vorgestellt hatte) ist eine der bekanntesten Attraktionen des Parks hier findet man nahezu perfekt runde Felsen in verschiedenen Größen. Auch wenn noch immer nicht 100%ig klar ist wie sie entstanden sind, geht man heute davon aus, dass es mit den stark schwankenden Temperaturen in der Atacama-Wüste zu tun hat. Die Theorie besagt, ein leicht magnetischer Stein zieht Staub an, dieser Staub gefriert nachts an ihm, wenn die Sonne wieder aufgeht sorgt das entstehende Tauwasser dafür, dass sich dieser Stein minimal bewegt und neuen Schmutz anzieht. Über Jahrtausende sollen so diese Steinmurmeln entstanden sein. Wenn ihr mich fragt: Klingt das logisch! Ich weiß bloß nicht warum man für solch eine Theorie so lange braucht! :)

Weiter geht‘s zum „El Submarino“ dem U-Boot, einer Felsgruppe mit 3 durch Wind und Wetter seltsam in die Luft gewachsenen Felsen. Leider sind wir ca 20 Minuten zu spät und so erwischen wir sie nur noch halb im Schatten. Perfekt in der Sonne steht dafür unser nächstes Ziel. „El Hongo“ der Pilz, auch er wird wohl irgendwann unter seinem eigenem Gewicht zusammenbrechen, wird doch sein „Stamm“ immer dünner. Vorbei an einer verdammt hohen, im Sonnenuntergang roten strahlenden Felswand machen wir uns auf den Rückweg und entscheiden uns dazu am nächsten Tag den nahegelegenen Nationalpark Talampaya zu besichtigen. 

Talampaya

Fernando sichert uns zu, dass wir von Talampaya aus Abends einen Bus bekommen und so nehmen wir all unser Gepäck mit auf die etwa 1,5-stündige Reise nach Talampaya. Der Talampaya Nationalpark ist ein privat-geführter Nationalpark. Die für argentinischen Verhältnisse saftigen Eintrittspreise hätten uns beinahe davon abgehalten ihn überhaupt zu besichtigen. Im Nachhinein bin ich aber doch sehr froh, dass wir es gemacht haben, ist es doch etwas völlig anderes als das Valle de La Luna.

Vom ersten Schild „Parque Nacional Talampaya“ bis zum tatsächlichen Kassenhäuschen sind es gute 30 km (wenn schon ein privater Nationalpark, dann auch richtig). Nachdem wir unsere Rucksäcke eingeschlossen und uns nochmals bestätigen lassen haben, dass heute tatsächlich noch ein Bus Richtung La Rioja fährt besorgen wir uns unser Ticket. Die 3-stündige Fahrt im Doppeldeckertruck kostet umgerechnet knapp 30 € hinzu kommen nochmals je 8 € Eintritt und schon kann es los gehen. 20 Minuten fahren wir erstmal einfach geradeaus, das mag ich ja an Argentinien, geradeaus heißt geradeaus, hätte man ein Wohnmobil könnte man ohne Weiteres zwischendurch Kaffee kochen gehen so gradeaus sind hier die Straßen. Im Park führt die Straße zwar durch ein Flussbett aber geradeaus geht sie dennoch auch hier.

Wir halten an einer ca 150 m hohen roten Felswand, die aussieht als hätte sie hier irgendjemand zurückgelassen. Einfach so aus dem Nix eine Felswand, in Rot, in Argentinien, bis vorhin glaubte ich noch so etwas gibt es nur in Australien oder eben in Nordamerika. Wir steigen aus und werden zu einigen Felszeichnungen und Fossilenüberresten geführt. Diese Felsen laden quasi dazu ein an ihnen zu Klettern, sind sie doch überseht mit Spalten und langen Rissen, da das ganze Areal allerdings als UNESCO Weltkulturerbe steht muss ich mir das wohl aus dem Kopf schlagen. Beim nächsten Stop inmitten eines knapp 200 m tiefen Canyons mit ebenso roter Färbung gibt es sogar ein kleines Mittagessen (Chips, Wein, Nüsse und Oliven). Wir fahren insgesamt 2 Stunden in den Park, immer wieder durch Canyons, vorbei an Bergen die aus dem nichts gekommen zu sein scheinen. Wenn man die beiden Nationalparks vergleichen müsste würde ich sagen, dass mir Talampaya etwas besser gefallen hat, die Felsen sind hier einfach um ein vielfaches größer und beeindruckender. Eigentlich kann man sie aber nicht miteinander vergleichen, weil sie viel zu unterschiedlich sind.

irgendwo im Nirgendwo

Zurück am Kassenhaus verabschieden wir uns von Fernando und überbrücken die verbleibenden 2 Stunden bis der Bus kommen soll mit einer Mischung aus Langeweile und Nichtstun. Der Bus nach La Rioja fährt ab Talampaya zwischen 19:20 und 19:45 Uhr. Pünktlich zum Sonnenuntergang gegen 19 Uhr verlassen wir also das Kassenhäuschen und stellen uns an die Straße. Es wird dunkel und kalt, die Zeit vergeht. Mittlerweile ist es schon nach 20 Uhr und die Mädels glauben schon nicht mehr daran, dass ein Bus kommt. Wir stehen mitten im Nirgendwo, das nächste Dorf ist knappe 70 km entfernt und so können wir nur warten. Bei jedem neuen Licht, das in der Ferne auftaucht hoffen wir auf einen warmen Bus, werden allerdings nur enttäuscht. Mal ist es ein LKW der uns hupend in der Wüste stehen lässt, mal ein Polizeiauto – Niemand hält an. Gegen 20:40 Uhr kommt er dann endlich der alte, überteuerte, aber immerhin warme Bus.

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