We were “Lost and Found”
“An einem friedlichen Ort kommt das Glück von ganz allein” – chinesisches Sprichwort
Das Lost and Found liegt zwischen David und Bocas Del Toro mitten im Nirgendwo und ist genau solch ein friedlicher Ort. Hoch oben in den Bergen, so gut versteckt, dass man es von der einzigen Straße in näherer Umgebung nicht einmal sehen kann und nur zu Fuß zu erreichen versteckt sich eins der schönsten Hostels unserer bisherigen Reise – das Lost and Found.
Ursprünglich wollten wir nur 3 Nächte bleiben (immerhin muss man nur die ersten beiden Nächte zahlen und die dritte ist gratis), dieser Plan wurden allerdings direkt am zweiten Tag über Board geworfen und letztendlich sind wir ganze 6 Nächte geblieben.
Die Anreise zum Lost and Found
Die Anreise aus Santa Fe meistern wir wie üblich mit dem Bus. Wir fahren also bis David und suchen uns dort einen Bus Richtung Bocas. Die Bussuche gestaltet sich wie immer extrem unkompliziert, so unkompliziert und so schnell, dass wir nicht einmal mehr Geld abheben. Ein fataler Fehler, wenn man bedenkt, dass es auf dem Weg zwischen dem Lost and Found und David kein einziger Bankautomat steht. Wie vereinbart gibt uns der Busfahrer Bescheid als wir aussteigen müssen. Vor uns steht nichts außer eine kleine Hütte, die mit Angus-Burgern und Pommes wirbt und ein Schild mit der Aufschrift: “Lost and Found Eco Lodge – Trail starts here!” Wir entschließen uns dazu keinen Burger zu essen und stiefeln los, die ersten 100 m sind relativ unspektakulär immerhin könnten hier auch Autos fahren. Später jedoch wird er anstrengender, die Stufen werden höher und der Weg rutschiger, als wir nach ca 15 Minuten ein Schild mit der Aufschrift “take a breath you´re half way up” erreichen, lassen wir etwas Gepäck zurück, holen tief Luft und gehen weiter. Wir erreichen das Lost and Found ca 10 Minuten später, durchgeschwitzt aber glücklich. Nachdem wir unser Zimmer, einen gemütlichen 24 Personen Dorm bezogen haben holen wir (warum rede ich eigentlich in der Mehrzahl von mir) das restliche Gepäck und genießen die Ruhe, die Aussicht und einen spektakulären Sonnenuntergang hinter dem Baru Vulkan.
Auch wenn das Hostel selbst sehr abgelegen liegt gibt es zahlreiche Tourenangebote und viele Wanderwege welche man auf eigene Faust entdecken kann. Wie bereits erwähnt haben wir es auf der Anreise verschwitzt uns mit ausreichend Bargeld einzudecken und so mussten wir zwangsläufig nochmals nach David. Glücklicherweise liegt auf halber Strecke in Gualaca ein kleiner Canyon so ist die Fahrt nicht völlig umsonst.
Gualaca Canyon
Gualaca ist ein kleiner Ort der, wenn man den Durchfahrenden fragen würde, bloß aus 2 Supermärkten (beide in chinesischer Hand) einer Brücke und 2-3 Nebenstraßen besteht. Im Colectivo wurden wir beispielsweise gefargt bei welchem Chinesen wir denn aussteigen wollen würden, beim ersten oder beim zweiten. Unsere Karte sagte wir sollten beim ersten aussteigen also taten wir dies und staunten nicht schlecht lag der 2te doch kaum 50 Meter weiter die Straße hinunter auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Muss wohl wirklich nicht groß sein. Von der Hauptstraße bis zum Canyon sind es ca 15 Minuten zu Fuß. Als wir ankamen, es müsste so gegen 12 Uhr (ja natürlich machen wir uns immer in der Mittagshitze auf den Weg) gewesen sein, waren neben uns noch genau 5 Personen dort. Der Canyon an sich ist nicht groß, verglichen mit anderen Canyons gar winzig er bietet dafür aber reichlich Plätze um sich aus 5-6 Metern ins kühle Nass zu stürzen. Wir verbringen ein paar Stunden hier ehe es uns Nachmittags zu voll wird uns wir uns auf den Weg nach David machen immerhin brauchen wir noch Bargeld.
Die Farm von Don Cune
Auch in der Region des Lost and Found ist man sehr stolz auf seinen lokalproduzierten besten Kaffee Panamas. Ein Mann der besonders stolz sein dürfte ist Don Cune, ein lokaler Biofarmer mit enger Verbindung zum Hostel. Sein Kaffee wird in der Hostelküche ausgeschenkt und auf seine Farm werden alle Interessenten der Kaffee und Wein Tour geführt. So auch wir.
Don Cune dürfte Mitte bis Ende 60 sein, ggf ist er auch älter. Wie dem auch sei, er macht einen sehr zufriedenen und glücklichen Eindruck. Er besitzt ein ganz ansehnliches Stück Land, einen Teil davon überlässt er unbebaut der Natur einen anderen bepflanzt er seit Jahrzehnten ökologisch und mit möglichst wenig Pestiziden. Wie auch Chon und Maria baut er zum Großteil Kaffee an, außerdem wachsen auch hier Orangen, Bananen, Chilis und was man noch so alles anpflanzt, wenn man Platz dazu hat.
Was er allerdings zusätzlich noch anbaut ist Zuckerrohr eine süße erfrischende Köstlichkeit, wenn man denn weiss wie man an ihr Inneres kommt. Don Cune weiss es, lässt sich allerdings auch gerne helfen, heute beispielsweise von Sebastian. 5 Minuten und 2 Zuckerrohrstangen später gibt es für jeden frisch gepressten Zuckerrohrsaft.
Die Tour beinhaltet ein gemeinsames Mittagessen. Gekocht wird es von Cunes Frau, serviert von ihm, gegessen von den Gästen… Da es sich um eine Kaffee und Wein Tour handelt stehen während dem Mittagessen einige kleine Flaschen “Wein” auf den Tisch, geschmacklich lagen sie wohl alle irgendwo zwischen Himbeer- und Apfelessig :-) Da leider zzt keine Kaffeesaison ist wird uns die Kaffeeherstellung nur relative kurz vorgeführt, geröstet wird dann aber doch und mal ganz ehrlich mehr ist beim Kaffee auch gar nicht wichtig. Hauptsache er riecht gut und schmeckt lecker.
Treasure hunt
Das Lost and Found hat seine eigene liebevoll gestaltete Schatzsuche inklusive Schatzkarte und Schatztruhe. Wie bereits erwähnt liegt das Lost and Found ziemlich weit ab von allem, dafür hat es allerdings eine paar sehr schöne Wanderwege direkt vor der Tür. Man könnte sich jeden dieser Wanderwege einzeln vornehmen oder aber auch wie wir einfach die Lost and Found Schatzsuche machen. Seit dem wir hier sind hatten wir schon viel über die Schatzsuche gehört beispielsweise, dass sie gut und gerne mal 6 Stunden dauern kann, aber eben auch dass man am Ende für seinen Mut und sein Durchhaltevermögen mit einem Freigetränk an der Bar belohnt wird. Wie ihr euch denken könnt ging es uns natürlich nur um Ruhm und Ehre und nie etwa um ein Freigetränk. Wir machten uns also Morgens gegen 10 Uhr auf den Weg, hatten direkt Probleme den ersten Hinweis zu finden (wer bitte versteckt denn bitte den ersten Hinweis in einem Labyrinth?) waren allerdings entschlossen am Ende des Tages als erfolgreiche Schatzsucher mit Lob und Anerkennung überschüttet zu werden.
Die Schatzsuche führt einen wie gesagt auf so gut wie alle Wanderwege in näherer Umgebung, einziges Problem – sie liegen alle ca 200 Höhenmeter oberhalb des Hostels, wenn man diesen Aufstieg erstmal überwunden hat steht einem allerdings nichts mehr im Wege. Gut gelaunt und mit jeder Menge deutscher Volkslieder im Kopf finden wir den ersten Hinweis im Bearded Tree einem gewaltigem Ficus (ihr wisst schon) und bahnen uns von dort aus den Weg bishin zum Fluss. Unter Einsatz unseres Lebens lösen wir insgesamt 6 kniffelige Hinweise, durchqueren den Fluss, suchen in finsteren Höhlen, kämpfen mit gefährlichen Riesen-Bremsen… und werden letztendlich mit einem Shot Tequila belohnt. Die Schatzssuche macht mehrere Stunden wirklich Spass und führt einen an wirklich schöne Orte.
Der versteckte Wasserfall
An unserem Letzten Tag fahren wir insgesamt zu sechst für ca 35 Minuten in Richtung Bocas um uns einen versteckten Wassefall anzusehen. Der Wasserfall liegt gut versteckt hinter einer Leitplanke etwas zurück im dicht bewachsenen Urwald, man muss schon wissen dass er da sein soll sonst würde man hier nicht suchen. Wir erreichen ihn nur indem wir 2 kleinere vorgelagerte Becken durchschwimmen und werden dafür mit einem wirklich schönen ca 30 m hohen Wasserfall belohnt. Das Wasser ist erfrischend kalt, evtl auch etwas zu kalt … das kann aber auch daran liegen, dass in die enge Schlucht kaum Sonnenlicht fällt. Zurück Richtung Hostel fahren wir mit einem Privatbus mit vollaufgedrehter Klimaanlage – wie auch sonst. Der Bus wird gerade von Bocas nach David überführt, natürlich ohne Passagiere, alles andere würde ja keinen Sinn machen.
Für uns geht es jetzt weiter Richtung Bocas, dort segeln wir eine paar Tage durch die Karibik ehe es den ganzen Weg wieder runter Richtung Panama City geht. Welch ein auf und ab.