Vom inkatrail, der keiner war

Sucre – Boliviens weiße Stadt

Sucre, die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens liegt verglichen mit Potosi oder auch La Paz im Flachland – nämlich auf “nur” 2800 m. Die komplett weiße Innenstadt, bei der es sich wohl um die schönste ganz Boliviens handeln soll hat den Kolonialstil aus den Zeiten der spanischen Besetzung bis heute erhalten. Die kleinen Straßen, die vielen Kirchen und großzügig angelegtem Platz im Stadtzentrum erinnern uns direkt bei unserer Ankunft an Puebla bzw. San Christobal in Mexico.

Die Anfahrt aus Potosi erledigte diesmal ein Taxi – gut gefüllt mit 5 Passagieren und einem Fahrer. Wir hatten an Sucre keine wirklichen Erwartungen, denn außer dass es schön sein sollte hatten wir noch nicht viel über diese Stadt gelesen. So hatten wir auch nicht wirklich etwas geplant, außer dem obligatorischen Sightseeing natürlich. Unsere Mitreisenden aus der Schweiz und aus Frankreich hatten jedoch ein wenig mehr vor und so erkundeten wir bereits am ersten Tag den sogenannten Inka-Trail.

Vom falschen Inka-Trail und falschen Kometenkratern

Mit einem Guide und einem Fahrer machten wir uns morgens gegen 7 Uhr in einem alten Land Rover auf den Weg in das hügelige Umland Sucres. Eine gute Stunde später standen wir vor der Chataquilla’s Kapelle mitten im Nirgendwo. Diese kleine Kirche wurde errichtet um einer “versteinerten” Maria zu Gedenken. Noch heute steht der Marienstein in einem kleinem Raum neben der Kirche, allerdings wurde die steinerne Maria inzwischen 3 mal übergemalt, so dass sie auch jeder Tourist mühelos erkennen kann. Der Raum an sich ist ein wenig muffig und der steinerne Fußboden kann getrost als klebrig-siffig bezeichnet werden. Die Einheimischen ziehen sich hierher zurück um mit der Maria ein Bierchen oder etwas anderes zu trinken – jeder weiss natürlich, dass dazu der erste großzügige Schluck auf dem Boden vor dem Stein vergossen werden muss um auch wirklich bei Maria anzukommen.

Von der Kirche aus sind es keine 5 Minuten bis zum Anfang des so genannten Inka-Trails. Auf diesem heute gut zugänglichem Weg sollen damals die Inka durch die Berge Sucres gewandert sein. Henry, unser Guide, der die deutsche Nationalhymne mitsingen kann, englisch und französisch spricht und nebenbei im dritten Jahr Jura studiert erklärt uns, dass es sich dabei allerdings um eine Geschichte handelt die man eigentlich nur noch aufrecht erhält, um den Weg für Touristen interessanter zu machen. In Wirklichkeit sei der Inka-Trail Sucres ein rein aus Kriegsgründen entstandener Weg. Die früheren Bewohner Sucres haben ihn genutzt um im nahegelegenem Maragua Krater (der in Wirklichkeit auch nur ein ausgetrockneter See ist) Obsidian zur Waffenherstellung zu sammeln (Pfeilspitzen, Messerklingen etc pp) . Noch heute finden sich dort vielerorts diese messerscharfen Steine. Nachdem diese Missverständnisse aus der Welt geräumt sind geht es gute 2 Stunden bergab. Die Landschaft verzeiht sogar, dass es sich nicht um einen Inka-Trail handelt – wunderschön und wirklich ruhig.

Zum Mittagessen halten wir im Maragua Krater oberhalb eines ca 30 m hohen Wasserfalls. Frisch gestärkt erkunden wir eine kleine Höhle ehe es in ein nahegelegenes Dorf geht. Außer einer Hand voll Menschen und in etwa genau so vielen Schweinen gibt es hier nicht viel. Mal abgesehen von viel Nichts und einer schönen Aussicht. Eine Dorfbewohnerin sitzt an einem kleinem Webstuhl und fertigt kleine Deckchen mit traditionellen Mustern… Eine wirklich interessante Tour.

Der Rückweg führt nochmals durch schöne Berge und viel Grün ehe wir wieder in Sucre sind. In Sucre stehen erstaunlich viele Traditionell-Bunt gekleidete Frauen an jeder Ecke. Für Touristen, die die Stadt nicht kennen kein unbedingt verwunderliches Bild. Henry erklärte uns allerdings, dass diese Woche eine Art Wander-Markt in Sucre gastiert und diese Frauen wohl alle dazugehören würden.

Der Alasitas-Markt

Der so genannte Alasitas-Markt orientiert sich an einem eigentlich am 24. Januar zelebriertem Brauch. Am 24. Januar feiern die Bolivianer das Alasitas-Fest. Alasitas bedeutet übersetzt soviel wie “Kauf mich”. An diesem Tag kauft man traditionell das was man sich für das nächste Jahr wünscht im Kleinformat, lässt diesen Gegenstand  von einem Heiler (Yatiri) und danach noch von einem Priester segnen und im darauf folgendem Jahr soll sich diese Wunsch dann erfüllen. Dieser Gegenstand kann so gut wie alles sein: ein Haus, eine kleine Puppe (für den Kinderwunsch) oder einfach kleine Stapel aus 100.000$ Scheinen.

Heute wird hier wirklich fast alles angeboten was das Herz begehrt und so kauft Corinne fleißig Spielsachen für ihre Kinder, Emilie was zu Essen und wir uns kleine Schlüsselanhänger-Lamas. Auch wenn wir an einigen Yatiris inklusive toten Gürteltieren und Bleigießer-Ausrüstung vorbeikommen lassen wir unsere Lamas nicht segnen und hoffen, dass sie so klein bleiben.

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